Jonas Merold ist ein Visionär, ein toller Mit- und vor allem Vordenker. Es macht Spaß, ihm zuzuhören, wenn er über Nachhaltigkeit, Landwirtschaft und die Zukunft der Ernährung spricht. Aber nicht nur wenn er spricht, verbreitet er Freude, vor allem, wenn er kocht ziehen sich die Mundwinkel der Gäste nach oben. „Reduce to the max“, würde ein Autobauer dichten. Oder „Die Kunst besteht im Weglassen“, hat der Architekt Horst G. Müller-Haneld gesagt. Merolds Gerichte sind klug komponiert, streben aromatisch und handwerklich nach Perfektion. Genial werden die Gerichte aber, weil sie auf vielen Ebenen durchdacht sind. Zum einen ist es die beschriebene Klasse der Gerichte, zum anderen aber die Nachhaltigkeit, die kaum woanders so leichtfüßig vermittelt wird wie bei Jonas Merold. Dafür bekam er von der eat! berlin auch 2020 den GASAG-Preis für den kulinarischen Newcomer.
Lindenstraße 90 | 10969 Berlin
Einlass: 18.30 | Beginn: 19.00 Uhr
Nachhaltigkeit bedeutet für Jonas Merold nicht, dass man komplett auf Fisch und Fleisch verzichten muss, es bedeutet lediglich, dass man bei diesen Produkten noch genauer hinsehen muss, wo und unter welchen Umständen sie produziert wurden. Bei der Wahl seiner Produkte gibt es also durchaus Gut und Böse. Sorry, Gut & Bösel muss ich wohl sagen. Benedikt Bösel betreibt in Briesen (Mark) eine Form der Landwirtschaft, die auf Nachhaltigkeit gepolt ist. Er denkt seinen Betrieb „vom Boden aus“, was nicht bedeutet, dass er den ganzen Tag rumliegt. Er sieht den Ackerboden als sein größtes Kapital, auch wenn er die sandigen, humusarmen Böden in Kombination mit wenig Niederschlag anders bewirtschaften muss als man das üblicherweise an den Landwirtschaftsschulen gelehrt bekommt. Bösel spricht von multifunktionaler Landwirtschaft und nicht weniger als der „Rebellion“. Disney+ begleitete das Team von „Gut & Bösel“ sogar ein Jahr lang, das Ergebnis kann man unter dem Titel „Farm Rebellion“ ansehen. Und diesem Benjamin Bösel rufen wir nun gemeinschaftlich zu: „Bösel, ich will ein Rind von Dir!“ Denn wenn schon, denn schon. Benjamins Weiderinder zählen zu den besten, die man in Deutschland kaufen kann. Und muh-tige Landwirtschaft unterstützen wir gerne.
Unter dem Motto „Not macht erfinderisch“ gründete Jochen Fleischmann sein Wein ohne Gut. Der Ausbildung zum Winzer und dem Studium in Geisenheim folgte ein ordentlicher Generationenkonflikt auf dem elterlichen Weingut. Der Autor dieser Zeilen stellt sich irgendwas zwischen „Ich reise ab!“ und „Du bist enterbt!“ vor. Melodramatisch jedenfalls. Jedoch dachte Jochen überhaupt nicht daran, seinen Traum vom Weinmachen aufzugeben. So gründete er, nunmehr bodenlos, ein Unternehmen, das in den besten Gegenden, auf den besten Terroirs an der Mosel, in der Wachau, in Baden und in der Pfalz Trauben zu Wein vergärt. Unter den eigenen Richtlinien wird „low intervention“, „zero bullshit“ und „high gloss naturals“ produziert. Im Resultat können Sie nun mit Jochen Fleischmann extrem eigenständige und spannende Landweine erleben. Wir sind gespannt!
Also: ein bodenloser Winzer, ein bodenorientierter Landwirt und ein bodenständiger Topkoch werden Sie an diesem Abend erden. Wenn das mal keinen schönen Abend verspricht!